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Die Mittelbrücke gestern und heute

Der Neubau der Mittelbrücke erhitzte im Vorfeld die Gemüter, von „überdimensioniert“ oder „Das passt nicht zu Föhr“ war die Rede. Doch wie begann eigentlich die Geschichte des Wyker Wahrzeichens?

Bereits im Jahr 1819 wurde das Seebad Wyk gegründet, und von Jahr zu Jahr kamen mehr Gäste auf die abgelegene Nordseeinsel. Waren es im ersten Jahr 61 Gäste, so kamen 1847 bereits 1.000 zur Erholung nach Föhr. Die ohnehin schon beschwerliche Anreise endete damals mit dem Ausbooten der Reisenden – kleine Ruderboote brachten sie von den größeren Schiffen an Land. Als 1856 die Husumer „Dampfschifffahrtsgesellschaft für die Westküste des Herzogthums Schleswig“ eine direkte Verbindung von Husum nach Wyk plante, erteilte das Amtshaus in Tondern die Genehmigung zum Bau einer Brücke. Der Wyker Hafen besaß damals noch keine Mole als Anlegestelle und so bestimmten einige Wyker Schiffer den besten Platz für die erste Dampferbrücke in Wyk – die heutige Mittelbrücke. Die damaligen Baukosten beliefen sich auf 400 Reichsbankthaler für das Holz und 187 Reichsbankthaler für die Löhne. Für die Fahrgäste war das sehr bequem, denn nun konnten die Schiffe bei Hochwasser direkt an der Brücke anlegen. 1892 wurde dann am Hafen ein hölzerner Pier gebaut: Jetzt konnten die Passagierschiffe im Innenhafen festmachen. Die Mittelbrücke verlor jedoch nicht an Bedeutung, Segel- und Ruderboote machten nun hier fest und holten die Gäste zu den sogenannten Lustfahrten ab. Und schon damals flanierten die Gäste gern über den Holzsteg. Die Brücke wurde immer wieder instand gesetzt, Aufbauten verändert und erneuert.

Im Februar 1962 wurde die Brücke dann leider durch eine verheerende Sturmflut so stark beschädigt, dass 1963 im Zuge der Strandaufspülung ein Neubau errichtet wurde. Der alte Brückenkopf blieb erhalten, an den wurde ein Steg angebaut, der zu einem neuen Brückenkopf führte. Diese neue Mittelbrücke war nun 60 Meter länger als ihre Vorgängerin und stand selbst bei Hohlebbe noch 50 bis 60 Zentimeter im Wasser. Schon damals war in der Zeitung „Der Insel-Bote“ eine gewisse Kritik an dem neuen Bauwerk zu lesen: „Manche Generation von Einheimischen und Kurgästen hatten von der Mittelbrücke durch Jahrzehnte einen festen Begriff.

Nun muss man umdenken.“ Doch 1980 war die Brücke bereits wieder so baufällig, dass diese abgerissen werden musste und drei Meter rechts daneben ein Neubau entstand. Dieser war 116 Meter lang und kostete damals 560.000 Mark. Auch die Plattform wurde etwas vergrößert und in der Mitte der Brücke eine Vertiefung für Sitzgelegenheiten geschaffen.

Diese Version der Mittelbrücke ist vielen noch in guter Erinnerung, aber leider war auch sie irgendwann nicht mehr zu retten – eine Sanierung wäre teurer als der Neubau gewesen und zudem nicht durch ein Landesprogramm gefördert worden. Nach 20-monatiger Bauzeit wurde die „neue Mittelbrücke“ am 16. August 2024 feierlich eingeweiht. Das Bauwerk war nicht unumstritten. Von einem „Monstrum“ war die Rede, das nicht auf die Insel passe. Inzwischen sind die Stimmen leiser geworden und die circa 10 Millionen Euro teure Brücke, die zu 90 Prozent aus dem Landesprogramm Wirtschaft 2021 – 2027 „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ finanziert wurde, hat sich zu einem Magneten für Gäste und Einheimische entwickelt. Die neue Brücke ist nun zweifach geknickt und rund 150 Meter lang, sie verfügt über zwei Treppen mit einem direkten Zugang zur Nordsee und einen Hublift, der Menschen mit eingeschränkter Mobilität den direkten Zugang zur Nordsee ermöglicht. Auf der Mittelbrücke herrscht reges Treiben. Wie vor mehr als hundert Jahren gehen die Menschen auf dem Ponton spazieren oder genießen bei einem Sundowner den Blick auf die Halligen und den Sonnenuntergang. In einigen Jahren wird wohl kaum jemand mehr der alten Mittelbrücke nachtrauern, denn der Mehrwert des neuen Bauwerks überwiegt ganz eindeutig.

Fotos: Archiv Ane Ingwersen, Maike Godbersen-Möller, Tom Möller

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